Gedanken zur Entstehung

 

Vor zwei Wochen, als der einsame Schamane von der Burghöhle des nahen Donautals aufgebrochen war, hatte er gehofft bald eine neue Heimat zu finden. Doch es gab in dieser Gegend keine geeignete bewohnbare Höhle und so wanderte er immer weiter, flussaufwärts. Gestern wandte er sich plötzlich vom Fluss ab. Magisch zog ihn das flach ansteigende Tal an, das von einem kleinen Bach durchflossen nordwestwärts führte. Er war schon fast am Sattelpunkt angekommen, da durchströmte ihn plötzlich ein warmes Gefühl. Es war ihm, als sei er zu Hause angekommen. Er fühlte sich wie vor langer Zeit, als er bei seiner Einweihung zum Heiler im Großen Heiligtum am Altar stand und das Ritual vollzogen wurde.

Er erspürte den Platz und erkannte, dass er einen wunderbaren Kraftort entdeckt hatte – hier trafen sich fünf große Energielinien. Er hatte sein Ziel erreicht, hier würde er sich niederlassen. In den folgenden Jahren konnte er immer mehr Menschen von ihren schweren Leiden befreien. Das unscheinbare Fleckchen Erde wurde im Laufe der Zeit zu einem heiligen Ort.

Zehntausend Jahre später, nachdem auch Römer und Kelten den Ort schätzen gelernt hatten, erkor ein Kaiser, Karl der Dicke, sich diese Gegend zu seinem Altersruhesitz. Im Jahr 880 n.Chr. schenkte er Pfarrer Ruotbert 34 ha Land - das Land, auf dem sich das uralte Heiligtum befand. Ruotbert machte sich daran sämtliche Spuren der heidnischen Vergangenheit auf seinem neuen Besitz zu beseitigen. Als er starb, fiel sein Erbe an die Kirche, die den Kraftort einige Zeit später dem Templerorden übergab. Die Templer errichteten ein mächtiges Gebäude mit einem 13-stufigen Zinnengiebel (Symbol für die 13 Stufen der Selbsterkenntnis), eine Komturei. Hier lagerten wichtige Güter, die Aktivitäten des Ordens wurden von hier aus koordiniert. Der Orden löste sich auf und das Gebäude wurde 1304 an das Kloster St.Georgen verkauft.

So könnte die Geschichte dieses Bauwerkes verlaufen sein.

Der Volksmund verlieh dem Gebäude einen Namen: Ippinger Riese

 

Ein Nachfahre des Schamanen, ein Architekt und Zimmermann, übernahm das Anwesen im Jahre 1980n.Chr. Er fühlte seine Verantwortung für das Werk seiner Ahnen und begann das Gebäude originalgetreu zu restaurieren. Fahrende Zimmergesellen standen ihm zur Seite und so rettete er das Bauwerk vor dem Verfall. Er vollendete sein Werk nicht.

Jahre später zog die Magie des Bauwerkes einen Musiker und Baubiologen in seinen Bann. Er wollte einen neuen heiligen Ort erschaffen: Den „Friedensengel“ – eine Aussöhnungsstätte für verfeindete Menschen. Trotz prominenter Unterstützung ließ sich dieses Vorhaben nicht umsetzen. Der Grundgedanke des Friedens blieb erhalten, als im Jahr 2008 die Bauarbeiten fortgesetzt wurden. Ein Haus der Liebe entstand, auseinandergelebte Paare sollten sich hier neu finden. Der Musiker hatte die harmonikale Planungsidee, die dem Bauwerk zugrunde lag, entschlüsselt und bezog sie bei der Neugestaltung mit ein. Als überzeugter Baubiologe verwendete er nur natürliche Baustoffe.

Bei der Wintersonnenwende des Jahres 2014 war es wieder spürbar, dieses besondere Gefühl tiefer Verbundenheit. Irgendwie war es schon immer da gewesen, aber jetzt konnte der Baubiologe es zuordnen: Eine Leyline verlief durch das Haus!

Dass es nicht nur eine Leyline war, sondern dass sich insgesamt fünf Leylines unter dem Dach des Riesen treffen, erschien zunächst unglaublich. Wochenlange Nachforschungen bestätigten diese Tatsache, Wochen, in denen der Baubiologe den Linien querfeldein folgte und zum Vergleich auch andere Kraftplätze aufsuchte.

Warum und wozu war das einstmals größte Gebäude der Baar an diesen beschaulichen Ort gebaut worden? Welches Interesse hatte der Kaiser an Ippingen gehabt? Diese Fragen fanden eine Antwort: Der Ippinger Riese stand nicht irgendwo im Nirgendwo, sondern markierte ein geomantisches Zentrum, war ein Ort der Kraft. Und das an einem Ort, an dem man heute noch die Stille hören kann.

 

 

 

 

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© Frank Duden